Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.

Ernst Morgenthaler
Mondnacht Sardinien, 1961

Der Vollmond erstrahlt am Himmel. Sein Leuchten spiegelt sich auf dem Meer und gibt einen groben Eindruck der Landschaft wider. Ernst Morgenthaler gestaltet eine sardische Nachtlandschaft mit feinen Helligkeitsabstufungen und ohne grosse Farbeffekte. Dabei scheint die Topografie zweitrangig, eher wirkt es, als würden Erinnerungen und Ahnungen das Bild einer Vision hervorbringen. Gefühle durch Krankheiten und erahnte Todesnähe bringt Morgenthaler in die Bildgestaltung ein. Doch das helle Farbelement des Mondes scheint hoffnungsvoll aufzuglühen. Über die Jahre seines künstlerischen Schaffens hinweg entwickelt Morgenthaler eine Vorliebe für Mondlandschaften. Das Mondlicht fasziniert ihn seit seiner Kindheit. Im Brief vom 21.10.1950 an seinen Freund, den Schriftsteller Hermann Hesse, berichtet der Künstler von einem frühen Erlebnis: «Die erste bewusste Begegnung mit diesem Licht am Himmel kommt mir (…) oft in den Sinn. Ich muss noch ganz klein gewesen sein, als ich an der Hand meines Vaters von Ursenbach nach Kleindietwil marschierte – ein Weg von wohl einer dreiviertel Stunde für meine kurzen Beinchen. Wir hatten uns beim Grossvater verspätet, der Mond stand hoch und klein am Himmel, als wir Ursenbach verliessen. Aber welch unfassbares Wunder: Derselbe Mond schien auch in Kleindietwil. Er hatte uns begleitet und ich habe dies nie vergessen.» Für Morgenthaler vermittelt die Dämmerung oder der Blick in den nächtlichen Himmel eine Vorstellung von der Ewigkeit. Davon zeugen zahlreiche Gemälde.

Anja Seiler

Leichte Sprache

Leichte Sprache

Der Mond leuchtet.
Sein Licht spiegelt sich auf dem Meer
in Sardinien.
Wir sehen wenig:
Keine Land-schaft, keine Schiffe.
Nur Blau in verschiedenen Tönen.
Doch wir spüren umso mehr.
Der Künstler ist durch Krank-heit geprägt.
Vielleicht ahnt er seinen baldigen Tod?

Immer wieder malt Morgenthaler den Mond.
Er erinnert sich:
Als Kind läuft er mit seinem Vater ins nächste Dorf.
Beim Aufbrechen steht der Mond am Himmel.
Beim Ankommen auch.
Welch Wunder! Es ist derselbe Mond.
Morgenthaler sagt:
„Er hat uns begleitet
und ich habe dies nie vergessen.“

Sara Smidt

Titel
Mondnacht Sardinien
Künstler*in
Ernst Morgenthaler (1887–1962)
Datierung
1961
Technik
Tempera auf Leinwand
Dimensionen
Bildmass: 45.9 x 38 cm
Creditline
Kunstmuseum Thun, Schenkung Sasha Morgenthaler, 1969
Inventarnummer
72
Bereich
Schlagwörter