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Franziska Furter: wish I'd want to stay

05. Oktober – 29. Oktober 2000
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Franziska Furter

Die 1972 in Zürich geborene Schweizer Künstlerin Franziska Furter ist in der Vergangenheit immer wieder als virtuose Zeichnerin aufgefallen. Scherenschnittartig hat sie Wald- oder Berglandschaften in Graphit umgesetzt. In ihren neusten Arbeiten hat sie das Geviert des Blattes immer wieder verlassen und direkt in den Raum eingegriffen. Mit kaum sichtbaren Spinnennetzen aus Klebstreifen überzieht die Künstlerin den Boden, mit Glanzfolien appliziert sie Bildzeichen an die Wand. Franziska Furter zeigt im Kunstmuseum Thun eine Rauminstallation, die mit den Grenzen unserer Wahmehmung spielt. An den Stimwänden hängen Zeichnungen von verschneiten Bergen, die sie in einen harten Schwarzweiss-Kontrast, der an fotografische Techniken erinnert, übersetzt. Der obere Bereich der Wände wird zudem von beinahe unsichtbaren, glänzenden Schneestemen bevölkert. In unterschiedlichen Dimensionen setzt sie somit das gleiche Thema zweimal um, das Element der Zeit und der Fokus der Betrachtung sind jedoch diametral verschieden: Die unendlich grosse verschneite Hochgebirgslandschaft, deren Dimensionen uns die eigene Vergänglichkeit und Nichtigkeit ins Bewusstsein rufen, werden gepaart mit dem Schneestem, dessen Existenz nicht weniger fasziniert, die sich jedoch in einem Makrobereich und in der flüchtigsten Vergänglichkeit bewegt. In ihrer Installation setzt Franziska Futer den Bildwelten Texte gegenüber. Auf kleinen Blättern finden sich gezeichnete Sprachfragmente, die inhaltlich wie auch typographisch aus Werbekampagnen übernommen wurden. Aus ihrem Kontext isoliert, geben die Texte keinen Hinweis auf das jeweilige Produkt für das sie werben sollen. Wie falsche Bibelsprüche proklamieren die Werbeslogans Allgemeinplätze, pseudophilosophische Halbweisheiten wie Life is for living. Sehnsüchte werden mit leeren Versprechungen beantwortet, während die Landschaftsbilder reale Ziele von Sehnsuchtsgefühlen sein könnten. Die sprachliche Ebene der Arbeit – die Werbesprüche – führt zu einer ironischen Brechung der bildlichen Ebene mit den schwebenden Schneesternen und den Berglandschaften. Jeder Anflug von Pathetik oder falscher Romantik wird aus dem Werk verbannt. Zusammengehalten wird die Arbeit von Franziska Furter von ihrem Titel. Wish I’d want to stay (Ich wünschte ich würde bleiben wollen) signalisiert eine gefühlsmässige Unentschlossenheit, ein inneres Hin- und Hergerissensein. Dies ganz im Gegensatz zur banalen Eindeutigkeit der Werbetexte. Die Aussage des Titels ist in ihrer Widersprüchlichkeit ein Bekenntnis dazu, dass eben nichts klar und eindeutig ist.