Anita Nydegger
Vierer Beziehung, 1988
Ob sie es ihm erzählen soll? Bestimmt ahnt er etwas. Aus den Augenwinkeln heraus nimmt er wahr, wie sie sich vor dem Spiegel aufstellt und sich darin betrachtet: Sie trägt ihr blaues Nachthemd mit den feinen Trägern, die roten Haare zu einem Dutt zusammengebunden. Ihre Hände platziert sie am unteren Rücken. Ob sie an dieser Stelle ein leichtes Ziehen verspürt? Obwohl sie sich ihm abwendet, kann sie ihn durch das Spiegelbild mustern. Ihr Blick ist nachdenklich. Ich bin schwanger – den Gedanken lässt sie unausgesprochen auf der Zunge zergehen. Was sie für ein Bild abgeben, denkt sie. Eine Viererbeziehung: Sie selbst – Anita, ihr Abbild im Spiegel, das Kind im Bauch und ihr Partner. Noch wissen nicht alle voneinander, aber heute wird sie es ihm sagen. Mit einer expressiven Farbwahl porträtiert sich die Künstlerin Anita Nydegger selbst mit ihrem Partner. Einzig Titel und Datierung von 1988 lassen auf das noch ungeborene Kind rückschliessen. Das Gemälde gelangt über die Weihnachtsausstellung desselben Jahres in die Sammlung des Kunstmuseum Thun.
Katrin Sperry
Leichte Sprache
Anita Nydegger malt sich selbst.
Sie steht vor dem Spiegel.
Sie ist schwanger.
Aber man sieht es noch nicht.
Daneben steht ihr Partner.
Sie mustert ihn durch das Spiegel-Bild.
Sie will ihm sagen:
Wir bekommen ein Kind.
Die Künstlerin malt mit bunten Farben.
Mit den Farben will sie Gefühle ausdrücken