Ein Schütze in tiefem Ausfallschritt, die Armbrust nahe am Oberkörper haltend und bereit, treffgenau zu schiessen: Im Knabenschützenhaus am Berntorplatz zeigt sich das Ereignis der Thuner Ausschiesset von Etienne Clare auf malerische Weise. Zu sehen sind zudem Kadetten in typisch blauen Uniformen mit rotweisser Schleife, in der linken oberen Ecke zeigt sich der «Fulehung». In komplementären Farbtönen teilt der Künstler die Wandfläche in unregelmässige Segmente auf und bringt damit eine leuchtende Farbigkeit in den sonst in dunklem Holz gehaltenen Raum. Während die Figuren im Vordergrund mittels Schattierungen an Dreidimensionalität gewinnen, werden die hinteren Gestalten flacher und typisierter. Das Wandbild erstellt der Thuner Künstler im Auftrag des Vereins der ehemaligen Thuner Prögeler (ehemalige Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Progymatte). Seit der Renovation des Gebäudes um 1970 ziert es dessen Dachkonstruktion. Dass Clare eng mit dem Thuner Ausschiesset verbunden ist, verhilft ihm zu diesem Direktauftrag. Nach Eröffnung des neuen Gebäudes übergibt der Verein der Stadt Thun das Gemälde als Schenkung.
Fulehung: Die auf 1476 zurückgehende Legende besagt, dass der «Fulehung» – einst Hofnarr Karls des Kühnen – in der Schlacht von Murten von den Thunern gefangen genommen und nach Thun gebracht wurde. Jährlich jagt dieser nun während des traditionsreichen Fests «Thuner Ausschiesset» durch die Gassen der Stadt.

Katrin Sperry