Nell Graber-Kirchhofer
Schwanenhand, 1979
Müde und beinahe gleichgültig erscheint der Blick einer älteren Person. Wohin ihre Augen wohl gerichtet sind? Die Lippen sind sanft aufeinandergepresst. Unterhalb der Porträtierten ist ein weiteres Gesicht zu erkennen, dessen Augenhöhlen von einem dichten Schwarz umgeben sind, so dass die Pupillen darin verschwinden. Das dritte auszumachende Element im Bild ist ein Schwanenkopf. Leicht zur Seite geneigt wendet auch dieser sein Haupt in Richtung der Betrachtenden. Die Künstlerin Nell Graber-Kirchhofer nennt die collageartige Zeichnung «Schwanenhand» und eröffnet mit dem Titel ein breites Feld für Assoziationen. Ein Schwan anstelle einer Hand? Eine schwanenweisse Hand? Graber-Kirchhofer erstellt mehrere minutiöse Bleistiftzeichnungen. Die Inhalte schwanken zwischen realen und fantasievollen Weltanschauungen oder erinnern an verträumte Zustände. Ob die Schwanenhand auf das Symbol des Schwanes als Tier von weisser Reinheit, Unschuld oder Weisheit oder ob die Künstlerin mit dem Bild auf die dem Tier zugesprochene Fähigkeit den Tod anzukündigen verweist – eine Deutungsmöglichkeit, die dem Betrachtenden selbst überlassen wird.
Katrin Sperry
Leichte Sprache
3 Augen-Paare sehen uns an.
– Eine alte Frau ist im Hinter-Grund zart gezeichnet.
– Ein Mädchen trägt schwarze Löcher statt Augen.
– Ein Schwan stellt seinen Kopf schräg
und schwimmt auf uns zu.
Der weisse Schwan ist ein Symbol
für Rein-heit.
Man sagt aber auch:
Der Schwan kündigt den Tod an.
Der Titel hilft genau zu schauen:
Schwanen-Hand.