Rémy Zaugg
Projection (matin/soir), 1990/2019
Während einer Abend- und einer darauffolgenden Morgendämmerung malt Rémy Zaugg Mit-te Juli 1990 vor laufender Kamera die hellen Partien eines projizierten Fotos derselben Land-schaft nach, die hinter der monumentalen Leinwand zu sehen ist: den Steingletscher vom Sustenpass im Berner Oberland aus gesehen. Er tut dies mit weisser Farbe auf weisser Lein-wand – das Resultat ist demnach ein monochromes Bild. In Zauggs Performance, von der das Video «Projection (matin/soir)» zeugt, kommen mehrere Kontraste zum Vorschein: Der Künstler frönt der Pleinairmalerei, wählt aber eine viel zu grosse Leinwand, die nicht nur schwer zu transportieren ist, sondern ihm auch den Ausblick auf den Gletscher versperrt, den er malen möchte. Um dieses «Problem» zu lösen, greift er zu einer weiteren malerischen Konvention: Die mit elektrischem Strom betriebene Diaprojektion desselben Gletschers, die er nachmalt. Gerade aber weil er mit den natürlichen Lichtverhältnissen und vor allem mit dem schwindenden, resp. zunehmenden Licht der Abend- und Morgendämmerung arbeitet, untergräbt sich diese Technik schliesslich wieder selbst. Das entstandene monochrome – selbstreferentielle – Gemälde, stellt zugleich die Landschaft dar, in der das Experiment statt-findet, und zwar über das Nachmalen der projizierten Fotografie
Simone Büsch-Küng
Leichte Sprache
Rémy Zaugg wird beim Malen gefilmt.
Er malt die Landschaft, vor der er steht.
Aber die Leinwand ist gross.
Die Leinwand verdeckt die Landschaft.
Mit einem Dia bringt er
ein Bild von der Landschaft auf die Leinwand.
Das nimmt er als Vorlage zum Malen.
Das gefällt Rémy Zaugg:
unter freiem Himmel malen.
Das möchte er mit diesem Film sagen.