Margrit Jäggli
Prof. Marc Adrian und Moucle, 1972
In diesen Spiegel blickend erkennt man nicht sich selbst, sondern zwei seltsam anmutende Personen. Arm in Arm. Spärlich bekleidet und grinsend, beinahe etwas künstlich. Lebensgross gewähren die zwei einen intimen Blick in ihr Zusammensein als Paar. Der Anblick dieses grossen Gemäldes wirft die Frage nach Intimität und Selbstbetrachtung auf. Personen, die eigentlich in den Spiegel sehen, schauen nun daraus heraus. In den Spiegelbildern von Margrit Jäggli, die sie ab 1969 realisiert, tauchen immer wieder Persönlichkeiten aus der Kunst- und Kulturszene auf, mit der die Künstlerin Freundschaften pflegte. So ist in diesem Werk der österreichische Avantgardekünstler und Filmemacher Marc Adrian mit seiner Partnerin abgebildet. Getrieben von der Fragestellung, wie gut wir uns selbst kennen, arbeitet Jäggli bis zu 300 Stunden an jedem der nach Fotografien gemalten Porträts. Gerade in den 1970er-Jahren findet die Künstlerin mit dieser einzigartigen Werkserie im Stil des psychologischen Realismus, wie sie es nennt, weit über Bern hinaus internationale Beachtung.
Katrin Sperry
Leichte Sprache
In diesen Spiegel zu schauen
ist überraschend.
Man sieht nicht sich selber.
Man sieht einen Mann und eine Frau.
Sie haben die Arme umeinander gelegt.
Der Mann trägt nur eine Hose.
Die Frau trägt ein durch-sichtiges Kleid.
Der Mann und die Frau sind ein Paar.
Sie grinsen beide.
Das Grinsen wirkt fast ein bisschen künstlich.