Marguerite Frey-Surbek
Portrait H. Haefliger, 1909
Frontal, dabei den Blick leicht nach rechts gewandt, schaut uns die Porträtierte auf dem Bildnis «H. Haefliger» von Marguerite Frey-Surbek zwar nicht direkt in die Augen, doch ihr Gesichtsausdruck und die aufrechte Haltung strahlen Besonnenheit und Selbstsicherheit aus. Es handelt sich um die Künstlerin Helen Haefliger (*1885; † unbek.), wohl eine Freundin von Frey-Surbek, stammen doch beide aus der Romandie und sind nahezu gleichen Alters. Haefliger heiratet später den österreichischen Maler Gustav Jagerspacher (1879–1929), der in München unter anderem mit Paul Klee in Kontakt steht und beim ungarischen Maler Simon Hollósy (1857–1918) Atelierunterricht nimmt. Haefliger wird auch Schülerin von Hollósy und Victor Surbek, dem späteren Ehemann von Marguerite Frey, und besucht zwischen 1904 und 1906 in München ebenfalls dessen Aktkurse. Insofern schliesst sich auch hier der Kreis zwischen den Künstler:innen.
Das Bildnis der jungen Malerin zeugt von erstaunlicher Frische und heller Farbigkeit, weitere von Frey-Surbek aus jener Zeit sind deutlich dunkler im Ton. Der Hintergrund ist wie bei anderen Porträts nur angedeutet, hier jedoch mit zügigen Pinselstrichen in Olivgrün, etwas Rosa, Gelb, Blau und verhältnismässig viel Weiss aufgetragen. Farben, die sowohl auf der Kleidung als auch auf dem ausgeprägt modellierten Gesicht wieder auftauchen; bis hin zur speziellen Farbe der Augen: das eine grün, das andere blau. Diesen haftet gar etwas Geheimnisvolles an, wie dem schier androgynen, leicht kantigen Gesicht, was die Spannung des Bildnisses zusätzlich steigert.
Marc Munter
Leichte Sprache
Die Künstlerin malt ein Porträt einer Kollegin.
Die Dargestellte ist Helène Haefliger.
Sie ist auch Künstlerin.
Wenige schnelle Pinsel-Striche deuten Hinter-grund
und Ober-körper an.
Umso lebendiger wirkt das Gesicht mit dem wachen Blick.
In einem Auge taucht das Grün vom Hinter-grund wieder auf.
Für das andere Auge wählt die Künstlerin Blau.
So wirkt das Bild geheimnis-voll und voller Spannung.
Sara Smidt