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Paul Gmünder
Maler und Modell, o.D.

Im weissen Mantel und mit einer Palette in der Hand steht der Künstler hinter einer grossen Leinwand. Obwohl sein Blick auf dem Gemalten weilt, widmet er seine Aufmerksamkeit dem Modell, welches vor ihm posiert. Vollkommen nackt wendet es sich, auf einem Schemel sitzend, dem Maler zu. Nur der Rücken und der Hinterkopf dienen als Anhaltspunkt. Paul Gmünder porträtiert sich in diesem Werk beim Aktmalen. Er selbst übt sich immer wieder im Aktzeichnen und gibt auch Kurse. In der Thuner Künstlervereinigung «Freie Gruppe», die in den 1930er-Jahren für zwei Jahre besteht, initiiert er einen Aktzeichenkurs, den er später selbständig weiterführt. Für ihn kein lukratives Geschäft, verdient er doch meist weniger als die Modelle. Gmünder sieht auch in dieser Situation immer das Positive: So bleibt er selbst ständig in Übung. Schwierig gestaltet sich zudem die Suche nach geeigneten Modellen. Thun ist damals in dieser Hinsicht nicht sehr progressiv. Gmünder muss sich hüten, die Kurse allzu sehr publik zu machen und von den Teilnehmern verlangt er Diskretion gegenüber den Modellen.

Anja Seiler

Während der Ausstellungsreihe «Freunde sammeln» von 2019 erinnerte sich das «Modell»:

«Heute, mit 87 Jahren, denke ich mit ziemlichem Erstaunen an die Zeit vor 70 Jahren zurück. Was hatte da nicht alles Platz? Die Berufsausbildung, neue Sprachen, viel erfolgreiche Leichtathletik und die Führerinnentätigkeit bei den Pfadfinderinnen – und im Hinterkopf das grosse Interesse für Kunst. War es mir deshalb besonders wohl, wenn wir den Pfadihöck in Mathilde und Paul Gmünders Haus abhalten durften? Da roch es immer ein wenig nach Kreide und Farbe, und Bilder hingen mehr als üblich an den Wänden.

Die Anfrage, ob ich einmal Modell sitzen würde, nahm ich mit Freude an: da war auch gar keine Scheu vor Papa Gmünder. Die Gespräche während der «Sitzungen» über Farben, Künstler und Kunstwerke genoss ich über alle Massen, wie auch die Stille im Atelier; sie war mir Ausgleich für meine vielen Aktivitäten.»

Leichte Sprache

Leichte Sprache

Der Künstler malt sich selbst beim Malen.
Er arbeitet an einem Akt.
Ein Akt ist ein Bild von einer nackten Person.
Der Künstler sieht das Akt-Modell von vorne.
Wir sehen sie nur von hinten.

Paul Gmünder organisiert in Thun einen Kurs zum Akt-zeichnen.
Es ist damals schwer Akt-Modelle zu finden.
Diese verdienen dann mehr als der Künstler.
Macht nichts, sagt der Künstler.
So bleibe ich in Übung.

Sara Smidt

Titel
Maler und Modell
Künstler*in
Paul Gmünder (1891–1984)
Datierung
o.D.
Technik
Öl auf Leinwand
Dimensionen
Bildmass: 80 x 54.4 cm
Creditline
Kunstmuseum Thun, Depositum Förderverein Kunstmuseum Thun
Inventarnummer
139
Bereich
Schlagwörter