Mit der linken Hand wird ein rotes, transparentes Quadrat in eine Landschaft gehalten. Durch das Rot wird der Blick auf abgestorbenes Geäst fokussiert, welches die Gedanken an Zerstörung und Verwüstung evoziert. In seinen Fotografien inszeniert David Favrod Eindrücke an Ereignisse nach, die er selbst nie erlebt hat. Es sind die Erinnerungen seiner japanischen Grosseltern, die er sich künstlerisch aneignet und dabei den schmalen Grat zwischen Fiktion und Realität auslotet. Oft sind seine Werke verknüpft mit Inspirationen aus dem filmischen Bereich: Für „«Le carré rouge“» findet Favrod Anregung im japanischen Animationsfilm «The Grave of the Fireflies“». Dieser beruht auf der Autobiografie von Akiyuki Nosaka. Wie der Protagonist des Films, leben Favrods Grosseltern während des Zweiten Weltkriegs in der japanischen Grossstadt Kobe. Sie teilen die Erlebnisse und die Verwüstung durch den Krieg, welche im Film geschildert werden.
Brand- und Splitterbomben verursachen enorme Schäden und fordern tausende Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie kommt zum Erliegen, das soziale Leben bricht zusammen. Als stilistisches Mittel nutzt der Animationsfilm Rot, um Sequenzen einzufärben, die sich um die Erinnerung des Protagonisten drehen. Der rote Farbfilter als Stilmittel, um eine Atmosphäre des Leidens zu untermalen.

Anja Seiler