Ruedi Guggisberg
Kubus I, 1982
Auf einem Sockel drapiert steht ein transparenter Spiegelkubus. In stechendem Rot werden Formationen erkennbar, verursacht durch die farbigen Leuchten der Neonröhren. Es sind in erster Linie geformte Spitzen, die an Bergstrukturen erinnern können und dabei vielleicht auch dazu verleiten, Assoziationen mit dem Niesen wahrzunehmen – einem Berg, den der Künstler Ruedi Guggisberg aufgrund seiner Wohn- und Ateliersituation in der Thuner Umgebung oft vor Augen hat. Doch bei näherer Betrachtung gewährt das Werk einen Blick in die Unendlichkeit: Aus den Dreiecken wird ein Lichtgitter, dessen Ebenen und Spiegelungen bald nicht mehr voneinander unterschieden werden können. Im Jahr 1982, dem Jahr in dem dieses Werk entsteht, formiert sich die Ateliergemeinschaft «Mühle Thun» in der stillgelegten Stadtmühle, zu der auch Guggisberg gehört. Innerhalb der Gruppe setzt sich der Künstler aktiv mit den neuen Tendenzen in der bildenden Kunst auseinander und vernetzt sich mit anderen Kunstschaffenden und Formationen.
Katrin Sperry
Leichte Sprache
Wir blicken auf einen Würfel
aus durch-sichtigen Spiegeln.
Im Würfel sind rote Licht-Röhren.
Wir denken an eine Berg-Spitze
oder besser gesagt
an viele Berg-spitzen.
Das Licht spiegelt sich
und spiegelt sich
und spiegelt sich
und spiegelt sich.
Auf allen 4 Seiten vom Würfel.
Das ist ein Blick in die Unendlich-keit.