Hans Gerber
Kopf, 1949
Mit seinen reduzierten Gesichtszügen und den zusammengebundenen Haaren, wirkt der weibliche «Kopf» von Hans Gerber ausgenommen schlicht und gleichwohl beseelt, nachdenklich und in sich gekehrt. Das leicht geneigte Haupt und der gesenkte Blick verstärken diesen Eindruck. Das Bildnis ist zwar nicht näher benannt, doch geht es dem Künstler immer auch um eine Darstellung des Inneren und Geistigen der dargestellten Person. Weiterhin gibt es Ähnlichkeiten zur Plastik des «Jungen Flo-rentiners», ebenfalls aus der Sammlung des Kunstmuseum Thun. Doch ist der «Kopf» hier ungleich in die Länge gezogen. Ähn-lichkeiten mit den schmalen, konturierten Figuren des italienischen Künstlers Amedeo Modigliani aus den späten 1910er-Jahren, aber auch mit den überlangen Körperdarstellungen im Manierismus der Spätrenaissance zwischen 1520 und 1530, sind augenscheinlich. Wobei Letzterer von der «Maniera», der Suche nach einer eigenen Manier, einem eigenen Stil her-rührt. In gewisser Weise trifft dies auch auf Gerber zu, strebt er doch ein eigenständiges, «befreit-befreiendes Spiel mit Vorla-ge und Vorstellung» an, wie er es seinerzeit in den Arbeitsnotizen festhält.
Marc Munter
Leichte Sprache
Die Frau neigt ihren Kopf leicht zur Seite.
Ihr Blick geht nach unten.
So wirkt sie nach-denklich.
Die Haare sind nach hinten gebunden.
Nichts lenkt vom schlichten Gesicht ab.
Der Kopf ist etwas in die Länge gezogen.
Es geht nicht um eine bestimmte Person.
Es geht um eine Vorstellung von einem Kopf.
Der Künstler spielt mit der Vor-lage von einem Frauen-kopf
und seinen eigenen künstlerischen Ideen.
Sara Smidt