Das aufgeschlagene Moleskin-Notizbuch zeigt einen Blick auf ein Gewässer im urbanen Umfeld. Welche Stadt wohl hier gezeigt wird? Es könnte Thun, Zürich oder gar London sein, denn Ingo Giezendanner hat all diese Orte in seinem Notizbuch zeichnerisch festgehalten. Kennt man die Orte genauer, dann lässt sich bei einem auf der aufgeschlagenen Seite der Göttibachsteg in Thun erkennen, unter dem die Aare in die Stadt fliesst. Das Heft wird umrahmt von einer Darstellung des Regent’s Canal in London. Das Büchlein, Ingo Giezendanners steter Begleiter, gibt der Künstler hier für einmal aus der Hand. Er überlässt es den Betrachtenden, welche Seite aufgeschlagen und welche Beziehungen und Zusammenhänge mit dem Kanal in London dabei hergestellt werden. Denn die bis zum Rand hinaus abgebildeten Skizzen spielen sogleich in die unterlegte Zeichnung hinein. Skizzen an Skizzen reihen sich in Giezendanners Schaffen aneinander. Als Chronist seiner Umgebung zeichnet er, was ihm begegnet, wo Alltägliches passiert und sich das Leben abspielt. Ihn interessieren nicht die besonders schönen Orte, sondern er zeigt auf, was uns umgibt und vielleicht auch übersehen wird. In der Arbeit verweist er zudem auf die Austauschbarkeit des Wiedergegebenen, da die Umgebungen hier beliebig miteinander kombiniert werden können.

Katrin Sperry