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Ein Eisen für die Sammlung

Frühes Werk von Peter Stämpfli angekauft

Vor einem weissen Hintergrund, bar jeglicher Details, präsentiert sich uns mit malerischer Kraft das Alltagsobjekt: ein Bügeleisen.

Die Sammlung des Kunstmuseum Thun, die mittlerweile über 7000 Werke zählt, wird stetig erweitert, wenn auch nach sehr viel strengeren Auswahlkriterien als früher. So müssen die Kunstschaffenden beispielsweise einen lokalen oder nationalen Hintergrund haben, und es geht auch immer wieder darum, Sammlungsschwerpunktegezielt auszubauen. Schenkungen und Nachlässe spielen hier eine grosse Rolle – aber auch regelmässige Ankäufe dienen diesem Ausbau.

Ende der 1970er-Jahre setzte der damalige Direktor Georg J. Dolézal einen Schwerpunkt auf Schweizer Pop Art. Mit Ankäufen zweier Werke von Samuel Buri (*1935) und René Myrha (*1939) konnte dieser in den letzten zwei Jahren weiter ergänzt werden. Die aus dem angelsächsischen Raum stammende Kunstströmung setzte sich vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren international durch und beeinflusste auch das damalige Schweizer Kunstschaffen. Stilistische Elemente wie Abstraktion und der Fokus auf Symbolhaftes sowie das Aufgreifen von Werbesujets und Konsumobjekten verbinden die Werke. In unserer Sammlung befinden sich mitunter dank des Förderfonds einige wichtige Pop Art-Werke von Schweizer Kunstschaffenden.

2020 gelang es, ein Frühwerk von Peter Stämpfli (*1937 in Schüpfen, BE), einer der wichtigsten Protagonisten der Schweizer Pop Art, zu erwerben. Es handelte sich um eine der letzten Gelegenheiten, die Sammlung um ein Frühwerk des Künstlers zu erweitern, denn nur noch wenige sind überhaupt auf dem Markt erhältlich. Die restlichen Werke befinden sich in der Stiftung Stämpfli in Sitges (Spanien) und sind unverkäuflich. Das Kunstmuseum besitzt mehrere Grafiken von Stämpfli und zwei Ölgemälde aus den Jahren 1967 und 1969, ergänzt durch Dauerleihgaben des Künstlers. Das oben genannte Werk von 1969, Champion de Luxe, hat zum Sujet, was das weitere Werk von Stämpfli sehr prägen sollte: der Autoreifen, von dem er einen relativ kleinen Ausschnitt wählt, und diesen aber in riesigem Format abbildet, womit die Konzentration auf das Muster gelenkt wird.

Dank eines Fonds, der vor einigen Jahren für den Ankauf von Werken für die Sammlung von einer Privatperson dem Kunstmuseum Thun als Legat vermacht wurde, konnte nun das Werk Fer von 1963 erworben werden, das ein ikonisches Beispiel des Frühwerks von Stämpfli darstellt. Vor einem weissen Hintergrund, bar jeglicher Details, präsentiert sich uns mit malerischer Kraft ein Alltagsobjekt: ein Bügeleisen. Stämpfli, der in Bern seine Kunstausbildung gemacht hatte, kam in der Kunsthalle Bern mit Werken Rothkos und Pollocks in Berührung. 1959 zog er nach Paris und malte zunächst im Stil des abstrakten Expressionismus. Bald entdeckte er das Reklamebild, das ihm überall in der Stadt begegnete, als eine neue Inspirationsquelle für sein Werk. 1963 vertrat er die Schweiz auf der Biennale von Paris und zeigte dort erstmals seine neuen, Aufsehen erregenden Bilder und präsentierte sich als Vertreter einer neuen Kunstströmung, der Pop Art. Fer ist ein eindrückliches Beispiel dafür.

Peter Stämpfli, Fer, 1963, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Thun, © Adagp, Paris, 2020