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Die Restaurierung des Thun-Panoramas

Die Firma Fischer & Partner AG Restauratoren aus Bern ist auf die Untersuchung und Restaurierung historischer Architekturoberflächen und Raumausstattungen spezialisiert. Der Beruf des Restaurators / der Restauratorin ist vielfältig und verlangt gleichermassen historische und materialtechnologische Kenntnisse sowie handwerkliche Fähigkeiten. Das Arbeitsfeld umfasst einerseits analytische Tätigkeiten in Form von baugeschichtlichen Untersuchungen und Sondierungen. Die Restaurierung bestehender Kunstwerke bis hin zur gesicherten Rekonstruktion verlorener dekorativer Ausstattungen mit traditionellen Techniken der Dekorationsmalerei gehört ebenfalls zum Fachgebiet.
Im Sommer 2014 erhielt die Firma (damals H.A. Fischer AG) von der Stadt Thun den Auftrag zur Restaurierung des Thun-Panoramas. Das vom Basler Kunstmaler Marquard Wocher (1760–1830) im Zeitraum von 1809–1814 mit grosser Akribie geschaffene Rundgemälde stellt ein exaktes und detailreiches Abbild der Stadt Thun im frühen 19. Jahrhundert dar. Für die Erstellung des knapp dreihundert Quadratmeter grossen Gemäldes in Wochers Atelier in Basel war die vorgängige Anfertigung unzähliger Skizzen und Studien vor Ort in Thun notwendig. Der Aufwand für das von Wocher gemalte Rundbild erscheint uns heute irreal.

Beginn der Restaurierung 2014
Fotos: Fischer & Partner AG Restauratoren, Bern, 2014.
1955 während des Ausrollens auf dem Pausenplatz der Schule Dürrenast
Stadtarchiv Thun

Das Thun-Panorama geriet schon im 19. Jahrhundert in Vergessenheit und tauchte nach einer langen Odyssee zusammengerollt und stark beschädigt unter einem Turnhallenboden auf. Ende der 1950er Jahre konnte das beinahe zerstörte Thun-Panorama auf Initiative des damaligen Thuner Stadtbaumeisters Karl Keller restauriert und in einem eigens dafür erstellten Rundgebäude in der Schadau wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit der Instandstellung des Bildes wurde der Berner Restaurator Hans Alexander Fischer (Firmengründer unseres Betriebes) beauftragt. 2014 zeigte sich, dass eine erneute umfassende Restaurierung des Bildes nach über fünfzig Jahren notwendig war; der Zeitpunkt war anlässlich der Erweiterung des Besucherzentrums ideal.

Technische Untersuchungen und Materialanalysen erfolgten im Vorfeld für die Planung der Restaurierung und die Ermittlung des Arbeitsaufwandes. Für die geplanten Massnahmen mussten Probefelder angelegt werden. Die Voruntersuchungen ergaben den Befund, dass sich die um 1957–1961 gebaute Tragekonstruktion und die Verklebung der von Wocher mit Ölfarbe bemalten Papierbögen auf dem neuen Bildträger in einem guten Zustand befinden. Der bei der letzten Restaurierung als Schlussbeschichtung aufgetragene ölhaltige Kunstharzfirnis war stark vergilbt und liess sich mit Lösemittel entfernen. Die Retuschen (farbliche Integration) von unzähligen Fehlstellen und Farbabplatzungen wurden bei der Restaurierung Ende der 1950er Jahre ebenfalls mit ölhaltigen Kunstharzfarben durchgeführt. Diese Retuschen, welche mit der Zeit verdunkelten, konnten mit Lösemitteln entfernt und anschliessend erneuert werden. Den passenden Farbton für jede Retusche galt es möglichst genau auf einer Farbpalette zu mischen. Die Retuschen und der Schlussfirnis wurden neu mit alterungs- und UV-beständigen Acrylharzen ausgeführt. Aufgrund der durch das Arbeitsgerüst verursachten Verschattung des Bildes mussten die Schlussarbeiten mit Hilfe einer Scherenbühne durchgeführt werden. Die grösste Herausforderung bei der Restaurierung war das grosse Ausmass der zu bearbeitenden Bildflächen. Um das Arbeitsvolumen bewältigen zu können, arbeiteten acht Restaurator*innen parallel.