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Ulrich Meister

03. Juni – 20. Juni 1999
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Ulrich Meister beschäftigt sich mit Sprache, Zeichnung, Malerei, Polaroid-Photographie, Illustrationen aus Prospekten, Scherenschnitten und Tagebüchern. Diese aufgezählten Ausdrucksmittel hängen untereinander in unterschiedlichem Verwandtheitsgrad zusammen, bilden eine Familie mit dem/n Gegenständen der Betrachtung und Beschäftigung, die mit der täglichen Realität zu tun haben. Die Objekte werden gewissermassen nach „Schönheit“ im Gewöhnlichen, Normalen gar Banalen ausgewählt und die Art und Weise von Meisters Umgang mit ihnen, hinterlässt den Eindruck, eines Künstlers, der der Einfachheit mit Aufrichtigkeit und grossem Respekt begegnet. Mit dem Mittel Sprache verweist Ulrich Meister auf den Gegenstand der Betrachtung als Ort der Reflexion. Es gelingt ihm dabei einerseits das Ding selber äusserst präzis zu erfassen. Andererseits erschliesst ihm der Künstler über es hinaus neue Wahrnehmbarkeitsebenen, indem vom offensichtlichen Gebrauchswert entfernt, dem optisch-haptischen Charakter des Gegenstandes zu Eigenständigkeit derart verholfen wird, dass daraus weitere Beschäftigungsarten am selben „Uebungsobjekt“ resultieren wie dies Zeichnung, Scherenschnitt, das Ausgeschnittene oder besser „le découpé“ und die Malerei im Werk Meisters sind Das Naheliegendste der Formen der Gegenstände erfasst Meister einmal indem er das Ding in seinen Umrissen ausschneidet, vom störenden Umraum befreit entwickelt es sich unter Meisters Hand in der schwarzen, präzisen Umrisszeichnung mit Edding-Filzstift auf weissem Papier zum „allgemeingültigen Prototyp“ aller Gegenstände mit derselben Funktionalität oder Bedeutung. Aus farbigem oder schwarzem Papier als „Schattenriss“ ausgeschnitten erhält das Ding in seiner sensiblen Erfassung nicht nur den Umriss sondern auch das zu imaginierende Volumen. Durch das äusserst reduzierte Auftragen von wenigen, breiten Pinselstrichen auf weisses Papier simuliert Meister zur typischen Form die Textur des Objektes. Im Polaroid-Photo wird das Ding auf weissen Grund gestellt zum zeichenhaften Hauptdarsteller. Zeichnung, Ausschnitte, Schattenrisse entspringen einem intensiven, dem sprachlichen Fassen verpflichteten Studium der Umwelt. Durch Meisters Darstellungsweise der Dinge wirken sie ihrerseits derart auf die Sprache zurück, als sie selber Zeichenhaftigkeit und Bedeutung ähnlich einer Hieroglyphe erlangen.

Susanne Bieri