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DER NIESEN - Ein Berg im Spiegel
der bildenden Kunst

24. September – 08. November 1998
1/4
Benedict Friedli: Roter Niesen
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Knud Jacobsen: Abendliche Stadt
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Johanes Itten: Berg und See
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Marcus Jacobi: Der Niesen im Herbst

Das Kunstmuseum Thun macht anlässlich seines 50jährigen Bestehens einer der markantesten Berge der Berner Alpen zum Thema : den Niesen. Vom 24. September bis 8. November 1998 wird in einer Sonderschau eine Fülle von Niesen-Abbildungen der letzten drei Jahrhun- deren gezeigt – vom Ölgemälde über Radierungen, Stiche und Zeichnungen bis zu Fotos und Installationen

Mit seiner strengen Pyramidenform hat der „Niesen“ – auf der linken Seite des Thunersees im Berner Oberland gelegen – seit jeher eine grosse Anziehung auf Maler und Dichter ausgeübt. Eine Vielzahl von Werken aus den letzten Jahrhunderten belegt dies. Nicht nur lokale und regionale, sonder auch international bedeutende Künstler haben diesen Berg in ihrem Oeuvre verewigt. Es zeigt sich, dass mehrere glückliche Zufälle dieses Projekt stützen. Neben der einzigartigen Naturkulisse der Region des Berner Oberlandes und der bemerkenswerten Geometrie des Niesen ist auch die günstige Verkehrslage Grund für die Entwicklung der besonderen Wahrnehmung des Berges: Wählten zunächst Vertreter der High Society auf ihrer Grand Tour den Weg über Aaretal und Simplonpass in den sonnigen Süden, so folgten ihnen wenig später die nordeuropäischen Künstler auf ihrem Weg zur klassischen Ausbildung nach Italien. Schliesslich dürfen auch Geschick und Weitblick der Menschen, die das daraus entstehende lokale Manufakturwesen für Souvenirs ankurbelten, nicht ausser acht gelassen werden, wenn die Bildgeschichte des Niesen untersucht wird. M. Wochers Panorama in Basel, Diaphanoramen, wie sie F.N. König auf Tournee schickte und die um den Thunersee entstehenden Malschulen, in denen zahllose Veduten für den Handel entstanden, sind Beispiele dafür. Gezeigt werden Niesen-Abbildungen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zu den zeitgenössischen Künstlern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Der Niesen entwickelte sich als eine Inspirationsquelle der bildenden Kunst vom Versatzstück zum Mittelpunkt, von der Staffage zum Protagonisten. Die Ausstellung beginnt mit den Schweizer Kleinmeistern (Ludwig Aberli, Caspar Wolf, Gabriel Lory u.a.) und Künstlern, die als durchreisende Touristen diesen Berg und seine Umgebung bildnerisch festhielten. Im 19. Jahrhundert, als die Alpen bereits ein grösseres inter-nationales Publikum anzogen, wurde die Nachfrage nach Souvenirs in Form von Stichen, Radierungen und Originalgemälden immer grösser und so rückte auch der „Niesen“ stärker ins Blickfeld der Kunstproduktion. Werke von Alex- andre Calame, Ferdinand Hodler, seinem Lehrmeister Ferdinand Sommer und Cuno Amiet, vom Franzosen Henri Rousseau und den Engländern William Turner, William Bartlett und Edward Compton zeugen von dieser Entwicklung. Gegen Ende des Jahrhunderts hat der junge Paul Klee ver- schiedene Male Ansichten des „Niesen“ festgehalten. Auch später hat er ihn immer wieder künstlerisch bearbeitet, wie etwa in dem Gemälde „Niesenlandschaft von 1937. Mit dem Beginn der Moderne wandelte sich das bis dahin am Original ausgerichtete naturalistisch-realistische Bild des Niesen. Für die Vertreter des Blauen Reiter und dessen Umfeld etwa standen eine neue Handhabe der Farbe und die aus der Geometrie abgeleiteten Formen als kompositionsbildende Faktoren im Mittelpunkt. So kennen wir kunstgeschichtlich bedeutende Zeugnisse des Niesen von August Macke ebenso wie von Johannes Itten, Künstler also, die der Moderne wichtige Impulse gaben. Ihre Abrundung erfährt die Ausstellung durch die zeitgenössische Bearbeitung des Themas „Niesen“. Es finden sich darunter Darstellungen von Künstlern wie Samuel Buri, Jean-Frederic Schnyder, Gottfried Tritten, Cécile Wick u.a. Teilweise widmeten sie dem „Niesen“ sogar Serien, mit Bearbeitungen in verschiedenen Materialien. In vielen Techniken, von der Handzeichnung, diversen Drucktechniken wie Umrissradierung und Aquatinta, bis zu Gouachen, Aquarellen, Ölgemälden und neuerdings in Installationen, Photographie und Objekten, wird der Berg präsentiert. Dabei ist in jedem Fall die individuelle Bildlösung von Interesse. Nicht immer steht der Niesen im Mittelpunkt, doch stets ist er im Bild durch seine markante Form in besonderer, prägender Weise anwesend.

Teilnehmende Künstler sind neben vielen weiteren: Johann Ludwig Aberli, Cuno Amiet, William Henry Bartlett, Auguste Baud-Bovy, Johann Jakob Biedermann, Samuel Birmann, Samuel Buri, Paul Bütikofer, Etienne Clare, Eduard Davinet, Mathias Gottfried Eichler, Engel Werner, Bendicht Friedli, Eduard Geiger, Alfred Glaus, Paul Gmünder, Samuel Grimm, Fritz Hänni, Christian Helmle, David Herrliberger, Ferdinand Hodler, Fritz Hopf, Thomas Hostettler, Eduard Imhof, Sue Irion, Johannes Itten, Knut Jacobsen, Hans Jegerlehner, Paul Klee, Franz Niklaus König, Sabina Kulicka, Simon Daniel Lafond, Arthur Loosli, Gabriel (Vater und Sohn) Lory, August Macke, Otto Morach, Ernst Morgenthaler, Rudolf Mumprecht, Alfred Heinrich Pellegrini, Heinrich Rieter, Robert Schär, Jean-Frederic Schnyder, Marc Siegrist, Ferdinand Sommer, Niklaus Sprüngli, Fred Staufer, Victor Surbek, Hans-Ulrich Theilkäs, Gottfried Tritten, Roman und Mario Tschabold, Charles Tschan, J. M. William Turner, Willi Waber, Jakob Samuel Weibel, Cécile Wick, Marquard Wocher, Caspar Wolf, Hans Zaugg-Herzig, Fritz Zbinden, Ulrich Zürcher.